 
                      
                    Patsch Bergschau
24-Stunden unterwegs
Die Patsches auf Ab-, Irr- und Umwegen
oder
“Das machen doch nur Bekloppte, oder?”
Berggehen 2010
                      
                    
 
                      
                    In 24 Stunden von Lenggries nach Garmisch-Partenkirchen
                      
                    
Um mal etwas Anderes zu machen haben sich die Patsches zusammen mit den Nescholtas vom 30. bis 31.07.2010 an der Tour für Bekloppte,
                      
auch ”Berggehen 2010” genannt, beteiligt. 
Das “Berggehen 2010” ist eine Veranstaltung der Bergführer von Hydroalpin aus Lenggries.
                      
Dabei handelt es sich um eine Tour, bei der in 24 Stunden durchgängig ohne Schlafpause von Lenggries über die Berge nach Garmisch gegangen wird und das in der Form von “Power-Walking”, inkl. mitternächtlicher Klettereien im Licht
                      der Stirnleuchten über den Heimgarten-Grat.
                      
                    
                      
                    
                      
                    
30.07.2010; 14:00 Uhr: 
(Start an der Brauneck- Bahn, Lenggries)
                   
                      
                     
                      
                    Wir sind mit insgesamt 29 Wanderern und 4 Bergführern um 14:00 Uhr an der Brauneck-Bergstation in leichtem Nieselregen gestartet und über den Brauneck-Gipfel (1555m), Latschenkopf (1670m), Probstalmsattel und Rotohrsattel (1615m) zum Gipfel der Benediktenwand (1800m) aufgestiegen. 
                      
                      
30.07.2010; 15:30 Uhr: 
(Gipfelkreuz Benediktenwand)
                    Auf dem Gipfel kamen nur noch 28 Wanderer und 3 Bergführer zeitgleich an. Der Rest war schon eine Stunde im Verzug. Das Wetter wurde jetzt zusehends besser und es ließ sich sogar die Sonne ab und an blicken. Wir konnten vom Gipfel der Benediktenwand aber noch Regenschauer im Voralpenraum sehen, insbesondere im Bereich des Starnberger und Ammersees.
- Aufstieg zur Benediktenwand
- Gipfel der Benediktenwand
- Abstieg von der Benediktenwand
- Das Beste an der Jocheralm: Die Abendstimmung
- Blick zum Ammersee
 
                      
                    Vom Gipfel ging es weiter über den Rabenkopf (1555m) zur Jocheralm (1381m).
30.07.2010; 21:00 Uhr: 
(7 Stunden nach dem Start)
Jause in der Jocheralm
                    Gegen 21:00 Uhr trafen wir auf der Jocheralm ein und haben dort die wohl “schlechteste” Gulaschsuppe in den Ostalpen“ (Tipp: zukünftig die Jocheralm meiden) gegessen. An der Jocheralm trennte sich die Gruppe in zwei
                      Gruppen auf.
                      
Eine Gruppe mit 14 “bekloppten Rennern” und die andere mit 15 “bekloppten Gehern”. Die Patsches und Nescholtas entschieden sich für die Gruppe der „bekloppten Geher“. 
Der Walchensee war in der Abenddämmerung in Sicht!
- Die Stirnleuchte wird nachjustiert
- Beginn der Lightshow an der Alm
30.07.2010; 22:00 Uhr:
(= 8 Stunden nach dem Start)
An der Kesselberghöhe 
                    Nach der Suppe ohne Gulasch, einem alkoholfreien Weißbier und einer relativ kurzen Pause sind wir dann mit den 15 „bekloppten Gehern“ und 2 Bergführern im Licht der Stirnleuchten um 22:00 Uhr zur Kesselberghöhe (858m) abgestiegen, zwischen Kochel- und Walchensee). Von dort sind wir wieder sofort auf den Herzogstand aufgestiegen.
 
                      
                     
                      
                    31.07.2010; 01:30 Uhr:
(= 11,5 Stunden nach dem Start)
Herzogenstand
                    Gegen ein Uhr Nachts hatten wir im Licht des Fast-Vollmondes und unserer Stirnleuchten den Gipfel des Herzogstand (1731m) erreicht.
                      
Von dort oben gab es einen sensationellen Blick bei sternenklarem Himmel über das Voralpenland und seine Seen bis hin nach München. Dort konnten wir die beleuchtete Allianz-Arena des FC Bayern München klar erkennen. 
31.07.2010; 03:00 Uhr:
(= 13 Stunden nach dem Start)
Auf dem Heimgarten 
                    Nach einer kurzen Verschnauf-Pause verließen wir dann gegen 01:30 Uhr den Herzogstand und trennten uns in zwei kleinere Gruppen mit jeweils einem Bergführer auf. Unser Bergführer verstieg sich gleich erst einmal am Grat und marschierte
                      prompt mit uns in die falsche Richtung.
                      
Nachdem uns die Wegführung „doch sehr spanisch“ vorkam, diskutierten wir mit ihm über die richtige Route. Er berichtigte daraufhin („geh ma halt do lang“) die Routenführung und wir kletterten nun im Licht der Stirnleuchten und des
                      Mondes über den teilweise versicherten Heimgartengrat.
                      
Um 03:00 Uhr hatten wir den Grat überstiegen und erklommen die letzten Metern hinauf auf den Heimgarten (1790m). Auf der dortigen Heimgartenhütte gab es gegen 03:30 Uhr als Nachtmahl eine etwas seltsame, aber in ausreichender Menge
                      vorhandene Kombination von Schinken-, Käse- und Salamibroten, sowie Marmorkuchen! Wir stopften alles Erreichbare querbeet in uns hinein. Der Hunger war einfach zu groß, denn bis jetzt hatten wir nur die Wassersuppe von der Jocheralm
                      und diverse Müsliriegel im Magen.
 
                      
                     
                      
                    31.07.2010; 04:30 Uhr:
 (= 14,5 Stunden nach dem Start) 
                    Gegen 04:30 Uhr ging es nun mit uns 10 „bekloppten“ Gehern und unserem Bergführer von der Heimgartenhütte hinunter ins Eschenlainetal (bei Eschenlohe). Auf dem Grat ins Tal begegnete uns eine ziemlich verstörte Schafherde, die mittlerweile mitten in der Nacht schon zum dritten Mal von “beleuchteten Bekloppten” von ihrem Lieblings-Kack- und Schlaf-Grat vertrieben wurden. Das Chefschaf beklagte sich lauthals und anhaltend bei der Flucht der Herde vor den „Bekloppten“ ins Unterholz. Mittlerweile graute uns der Morgen (im wahrsten Sinne des Wortes) und es wurde uns ein toller Sonnenaufgang präsentiert.
31.07.2010; 08:00 Uhr:
(= 18 Stunden nach dem Start)
Eschelainetal
                    Gegen 08:00 Uhr waren wir im Eschenlainetal in der Nähe der Asamklamm an dem Punkt (800m) angekommen, an dem die Entscheidung getroffen werden musste „Weiter gehen oder ins Bett fallen“.
Sieben Mitgeher wollten nicht weiter “bekloppt” sein und entschieden sich für die Taxifahrt ins Bett, unter ihnen auch Juliane. Sie hatte schon zu Beginn der Tour den Endpunkt Eschenlainetal festgelegt und somit ihr gestecktes Ziel erreicht.
                      
                    
31.07.2010; 08:30 Uhr:
(= 18,5 Stunden nach dem Start)
Eschelainetal
                    Nach einem Abschiedsfoto stiegen nun die restlichen 3 „bekloppten“ Geher und ihr Bergführer in Richtung Hohe Kiste und Krottenkopf mit dem Ziel „Weilheimer Hütte“ auf, um damit noch einmal über 1200 Meter Aufstieg in den Angriff zu nehmen.
Leider haben wir uns sofort wieder prompt verstiegen und gerieten auf diverse Irr- und Umwege. Es dauerte eine weitere halbe Stunde (und damit eine entsprechende Geh-Zugabe) bis wir den richtigen Einstieg ins Pustertal (ja, das gibt es nicht nur in Südtirol!) gefunden hatten.
Mittlerweile war es bei strahlendem Sonnenschein und blauem Himmel ein schöner und heißer Sommertag geworden. Den Schweiß gab es also gratis!
                      
                    
 
                      
                     
                      
                    31.07.2010; 11:00 Uhr:
 (= 21 Stunden nach dem Start) 
                      
Möselgratl
                    Um 11:00 Uhr wählte unser Bergführer bewußt eine “schnellere” Route und verließ den Normalweg über den Möselgratl (1520m) in Richtung Platteneck (1718m).
                      
Eine Stunde später mussten wir dann entsetzt und ziemlich genervt feststellen, dass wir uns total verstiegen hatten und die avisierte Weilheimer Hütte auf der anderen Talseite lag. Das bedeutete für uns noch einmal zusätzliche 2
                      Kilometer oder 1 Stunde Geh-Zeit als Zugabe. 
                      
                    
                      
                    
31.07.2010; 13:00 Uhr:
(= 23 Stunden nach dem Start)
Weilheimer Hütte  
                    Über die Hohe Kiste (1922m) und den Krottenkopf (2086m) haben wir dann doch noch gegen 13:00 Uhr die Weilheimer Hütte erreicht. Jetzt sollte es ja nur noch hinunter nach Garmisch gehen! Unser Bergführer schätzte den Abstieg auf 2 Stunden. Nun, das würden wir auch noch schaffen!
Aber erst einmal freuten wir uns auf eine handfeste Nahrung. Die letzte heiße Speise war die seltsame Gulaschsuppe auf der Jocheralm gewesen und das war ja schon mindestens 16 Stunden her! Auf der Weilheimer Hütte gab es die sehnsüchtig erwartete warme Nahrung nun in Form von Nudeln mit Speck und Ei. Die wurde dann auch vollständig vom Teller „verputzt“.
 
                      
                    31.07.2010; 14:00 Uhr:
 (24 Stunden nach dem Start) 
Abstieg nach Garmisch
 
                    Gegen 14:00 Uhr stand der Aufbruch nach Garmisch an. Mittlerweile waren wir schon 24 Stunden ohne Schlaf unterwegs und entsprechend einsilbig ging es nun zu viert talwärts.
Unser Bergführer hatte schon beim Aufstieg auf die Hohe Kiste über Knieprobleme geklagt. Nun, bergab, wurde es bei ihm immer schlimmer. Er konnte kaum noch gehen. Er humpelte neben uns her und fiel immer mehr zurück.
Um wieder zu uns aufzuschließen nahm er dann ein „Bauerntaxi“ (Traktor mit Anhänger), das zufällig an einer Almwiese stand und wieder zu Tal fahren wollte. Er fragte den Bauern, ob er ihn mitnehmen könne und so wurde er zu vier weiteren Bauern auf die Ladefläche des Anhängers gehievt.
Und so fand unser Bergführer auf der Ladefläche eines Anhängers, zusammen mit 4 Bauern, die mit Filzhüten und Lederhosen bekleidet waren, langsam wieder Anschluss an uns. Die Bauern kehrten dann in der hinteren Esterberg-Alm ein, um ein Bier zu trinken und wir schlichen mit unserem lädierten Bergführer weiter. Dieser telefonierte nun mehrmals hektisch mit seinem Bergführerkollegen, um den Rückweg abzustimmen. Er kannte den Weg nicht!(?).
Nach zwei Stunden Abstieg war Garmisch immer noch nicht in Sicht und so langsam dämmerte es uns, dass das Ganze wohl noch länger dauern würde.
                      
                    
 
                      
                    31.07.2010: 17:00 Uhr :
(27 Stunden nach dem Start)
Parkplatz Wankbahn, Garmisch
                    Als dann die Esterberg-Alm in Sicht kam, kannte ich (Siegbert) mich aus. Hier war ich vor Jahren schon einmal in Richtung Wank gegangen. Die letzte Stunde Abstieg wurde nun besonders hart. In der Mittagshitze mussten wir nun teilweise über Teerstrassen gehen. Das war die Hölle für unsere geschundenen Füsse.
Gegen 17:00 Uhr und nach durchgegangenen 27 Stunden kamen wir dann endlich am vereinbarten Ziel- und Abholpunkt in Garmisch an.
Die „bekloppten“ Geher waren am Ziel!
                      
                    
Wir waren zwar körperlich leicht angeschlagen, aber noch im Besitz unserer geistigen Kräfte. Wir schworen uns „nie wieder bekloppt“ zu sein, obwohl fusstechnisch kaum etwas zu beklagen war.
PS. Die „bekloppten“ Renner waren um 15:00 Uhr in Garmisch.
                      
FAZIT: Das machen wirklich nur „Bekloppte“!
                      
                    
Und hier die persönliche Statistik für diese 27 Stunden:
27 Stunden ohne Schlaf, immer in Bewegung
68 km plus mindestens 2 km Zugabe wegen Versteigens
                              
3500 m Aufstieg und 4490 m Abstieg
12 Müsliriegel und 1 Apfel 
1 Gulaschsuppe, die keine war 
1 Teller Nudeln mit Ei und Speck, 
div. Brote mit Käse, Salami und Schinken, Marmorkuchen, 
7 Liter Getränke 
mit dem Ergebnis:
die Nahrung wurde vollständig verbraucht, es gab während der 24 Stunden und auch bis zum Folgetag keinen natürlichen Abgang mehr.
Einigermaßen im grünen Bereich!
 
Der Bergführer hatte Blasen an den Füssen, ein kaputtes Knie und konnt nicht mehr eigenständig ins Tal.
 
Die drei bekloppten Rest-Geher hatten keine Blasen an den Füsse, aber zwei blaulackierte Zehennägel.
 
                      
                    





